Talks
High-frequency trading: costs and benefits - Nikolaus Hautsch
44th Economics Conference of the Oesterreichische Nationalbank in cooperation with SUERF - The Financial System of the Future, 29-30 May 2017
Events
Conference on High-Frequency Trading - Curse or Blessing?
Thu 22 - Fri 23 September 2016
https://hft2016.univie.ac.at/
Veranstaltungsvorankündigung:
Die fortschreitende Technologisierung von Handelssystemen hat in den vergangenen Jahren zu deutlichen Veränderungen des Finanzmarkthandels geführt. Vollcomputerisierter Hochfrequenzhandel spielt dabei eine entscheidende Rolle. Insbesondere im Aktien- und Derivatehandel entstammen zum Teil mehr als 60% des Handelsvolumens von Hochfrequenzhandel. Die damit verbundene Erhöhung der Handelsgeschwindigkeit, die Einführung neuer Handelsplattformen und Marktdesigns sowie die zunehmende Bedeutung von Hochgeschwindigkeitstechnologie und Direktzugängen zu Handelssystemen stellen Investoren, Börsen, Finanzmarktaufsichten und Regulatoren vor neue Herausforderungen.
Die letztendlichen Auswirkungen des Hochfrequenzhandels werden nach wie vor sehr kontrovers diskutiert. Während Hochfrequenzhändler und Börsen derartigen Handelstechniken eine wichtige Rolle zur Verbesserung der Marktliquidität und damit verbunden einer Reduktion der Transaktionskosten zuschreiben, warnen Gegner des Hochfrequenzhandels vor den damit verbundenen Risiken. Entsprechend besteht die Befürchtung, dass sich der Handel aufgrund seiner Schnelligkeit in ereignisreichen Marktphasen überschlagen und dadurch eine Destabilisierung des Marktes verursacht werden kann. Ebenfalls unklar ist der gesellschaftliche Nutzen eines immer extremer werdenden technologischen Kampfes um Mikro- oder sogar Nanosekunden. Entsprechend stellt der Hochfrequenzhandel und die damit verbundenen Fragen auch die ökonomische, statistische und mathematische Forschung vor große Herausforderungen.
Um Einblicke in neueste Forschungsresultate zu erlangen und den wissenschaftlichen Austausch zwischen Forschern unterschiedlicher Disziplinen zu stärken, organisieren Prof. Dr. Nikolaus Hautsch, Prof. Dr. Walter Schachermayer und Prof. Dr. Georg Pflug im Rahmen eines vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) geförderten Projektes am 22./23.9. eine Konferenz mit dem Titel "High-Frequency Trading - Curse or Blessing?". Als Sprecher konnten international renommierte und führende Wissenschaftler aus Finanzwirtschaft, Ökonometrie, Statistik und Finanzmathematik gewonnen werden. In den Vorträgen wird aktuelle empirische Evidenz auf der Basis von Hochfrequenzdaten, die Rolle des Hochfrequenzhandels für Marktqualität und Marktdynamik, den Einfluß institutioneller Rahmenbedingungen sowie aktuelle Entwicklungen in der Marktmikrostrukturforschung diskutiert. Entsprechend der multidisziplinären Zusammensetzung des Konsortiums der Vortragenden werden dabei auch unterschiedliche Blickwinkel aus Sicht der Finanzwirtschaft, Statistik und Mathematik beleuchtet werden.
Die Konferenz findet in der Sky-Lounge, Oskar-Morgenstern-Platz 1 statt und wird vom Rektor der Universität Wien, Prof. Dr. Heinz Engl, eröffnet.
Nachbericht - Newsletter 11/2016 (Seite 4) der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
High-Frequency Trading - Curse or Blessing?" lautete der Titel einer von Professor Nikolaus Hautsch, Professor Walter Schachermayer und Professor Georg Pflug am 22./23. September in der Sky-Lounge organisierten internationalen Konferenz zum Thema Hochfrequenzhandel auf Finanzmärkten. 14 zu diesem Thema teilweise weltweit führende Wissenschaftler aus Europa und den USA waren der Einladung nach Wien gefolgt und beleuchteten das Thema aus höchst unterschiedlichen Blickwinkeln. Entsprechend konnten vielfältige Einblicke aus finanzwirtschaftlicher, statistischer und mathematischer Sicht wie auch aus der Perspektive der Finanzpraxis, Regulatoren und Börsenbetreiber gewonnen werden.
Unter anderem gewährten Vorträge von Professor Terrence Hendershott (University of California Berkeley) sowie Andrei Kirilenko und Professor Rama Cont (beide Imperial College London) neueste Einblicke in die Rolle von Latenzzeiten und algorithmischen Handel. Professor Pete Kyle (University of Maryland), Professor Torben Andersen (Northwestern University) und Jean-Philippe Bouchaud (Capital Fund Management) präsentierten aktuelle Resultate zu Skalierungs- und Invarianzeigenschaften, die offensichtlich vielen Marktmikrostrukturzusammenhängen zugrunde liegen und damit universellen Charakter haben. Thierry Foucault (HEC Paris) beschäftigte sich aus theoretischer Sicht mit der zentralen Frage, in welcher Weise große, ungefilterte (Echtzeit-)Information auf Preise und Handelsverhalten wirkt. Statistische Aspekte wurden von Professor Mark Podolskij (Aarhus) und Professor Mathieu Rosenbaum (École Polytechnique Paris) aufgezeigt. Professor Chris Rogers (Cambridge) widmete sich der provokanten Frage, ob komplizierte Modelle für Hochfrequenzprozesse überhaupt sinnvoll geschätzt werden können und schlägt alternativ einfache Ansätze und Verfahren zur adaptiven Modellselektion vor.
Ein offensichtliches Resultat dieser Tagung war, dass Hochfrequenzhandel offensichtlich sowohl negative wie auch positive Aspekte mit sich bringt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis, wie Jean-Philippe Bouchaud, betonen, dass die liquiditätserhöhende Wirkung des Hochfrequenzhandels Handelsstrategien, wie sie von fortgeschrittenen Fondsmanagerinnen und -managern verwendet werden, durchaus zu Gute kommt und damit die Transaktionskosten letztendlich senkt. Andererseits zeigen aktuelle Resultate von Professor Albert Menkveld (VU University Amsterdam), dass institutionelle Händler, die sehr große Positionen zu liquidieren haben, durch Hochfrequenzhandel nach wie vor signifikant schlechter gestellt werden. Auch wenn Hochfrequenzhandel für Börsenplattformen eine wichtige Einnahmequelle darstellen, gibt es auch aus regulatorischer Sicht viele offene Fragen. Frank Hatheway, Chief-Economist der NASDAQ, sieht noch viel Forschungsbedarf, bevor die Frage nach Fluch oder Segen von Hochfrequenzhandel hinreichend präzise beantwortet werden kann. Die Tagung, die von allen Teilnehmern als ein großer Erfolg gewertet wurde, war ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Vienna Science and Technology Fund